GENETISCHE MANIPULATIONEN, Erkenntnisfortschritte in der Grundlagenforschung, insbesondere in der Molekularbiologie, fuhrten zur Entwicklung der Gentechnologie, iiber welche Risiken schon 1974 die Diskussion begann, v.a. nachdem Amerikanische Wissenschaftler (S. "Science", 185,303, 1974) darauf hingewiesen hatten, dazu rnit der Wahrnehmung, dass es hierbei um Probleme handele, die weltweit von Bedeutung sind. Heute sind wir der Ansicht, dass gcntechnische Eingriffe, sclbst als Therapie- Versuche in die menschliche Keimbahn, abzulehnen sind. Einem Missbrauch genetischcr Techniken insbesondere zu Zwecken der Menschenzuchtung ist schon im Vorfeld entgegenzuwirken. Bei Gentherapie handelt es sich um gezielt ausgefuhrte Veranderungen des menschlichen Erbgutes zur Korrektur von erblich bedingten Erkrankungen; unter dem Begriff von Gentherapie werden 2 Anwendungsbereiche unterschieden: 1) die Korrektur von genetischen Defekten in - nach Weissmanrr- sornatischen Korperzellen: Gentherapie; 2) die Korrektur von genetischen Defekten in - ebenso nach Weissmann - Zellen der Keimbahn: Keirnbahn-Gentherapie. Bei sornatischer Gentherapie werden Gene in Zellcn eines Gewebes, oder Organs, eines Menschen gezielt verandert; wie begreiflich, bleiben die Auswirkungen dieses Eingriffes aufs behandelte Individuurn begrenzt. Bei Keimbahn-Gentherapie schliesst die Korrektur auch solche Zellen mit ein, welche die genetische Information an die nachfolgende Generation weiterleiten. Ehe jedoch eine somatische Gentherapie erfolgreich, und v.a. risikofrei, in der Hurnan-Medizin eingesetzt werden durfte, rnussten zufriedenstellend Probleme noch gelost werden, folgende ins besondere: Wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, dass durch eine Integration Mutationen ausgelost - bzw. auch Gene am falschen Ort zur falschen Zeit aktiviert - werden kònnten; wie konnte es a priori ausgeschlossen werden, dass es hier nicht zu Funktionsstorungen kornrnt, bei rnòglich zuvielen Kopien des transferierten Gens, bzw. dass es Gene gabe, die in anderen als den adressierten Geweben abladen. Bei Keimbahnzellen kònnte das zu unabsehbaren konsequenzen fuhren. Bevor diese technischen Moglichkeiten, die sich heute abzeichnen, verwirklicht werden konnen, solI der Gesetzgeber der Anwendung allen diesen neuen Techniken einen spezifischen Rahmen setzen. Das solIte heissen: gesetzlich verbindliche Sicherheitsauflagen fur Forschung und Anwendungen, Massnahmen der staatlichen Forderung bestimmter Anwendungsfelder, Begleitung der Forschung durch Wirkungs- u. Risikoforschung, gesetzliche Vorkehrung in den Bereichen des Datenschutzes und des Haftungsrechtes, aber auch das Aufschieben einer bestimmten Anwendung der Gentechnologie im Freiland, und v.a. gesetzliches Verbo. gentechnischer Eingriffe in die Keimbahn des Menschen; und das nicht nur weil sie unmittelbar Interessierten betreffen, sondern auch und insbesondere weil sie oft bestimmte ethische Wertvorstellungen beruhren und sogar in Grundrechte eingreifen. Und nicht nur von der Rornisch-Katholischen Kirche allein wird namlich die brennende Sorge geaussert, dass den Menschen bei der Technologie die Fahigkeit zuwachse, selbst den Menschen nach dem Bilde des Menschen 'zùchten' su konnen. Zweifel an der ethische Legitirnitat der Anwendung einer Technologie werden nicht zuletzt geaussert, welche in die genetischen Grundlagen des Lebens selbst in einem bisher nìcht bekannten Ausmass eingreift, und sie nach rnenschlichen Wert- U. Zielvorstellungen verandert. Hinzu kommt es, dass ein technisch ausgereiftes System urn eine Keimbahnkorrektur zu erhalten, nur mit Hilfe von Experimenten rnit rnenschlicheri Embryonen (bei denen diese 'verbraucht' werden) geschaffen werden kònne; und uber eine Legitimitat solcher Experimente gibt es zwar keinen Konsens. Die Begriffe selbst der 'Therapie', bzw. 'Pravention' wiìrden ihre Konturen gròsstenteils ja verlieren, wenn wir uns iìberlegen und die Frage stellen mochten, ab wann eine 'Disposition' zur Erkrankung mehr als eine individulle 'Variante' zu betrachten sei; bzw. inwieweit eine pràventive gentechnische eventuelle Beseitigung solcher 'Disposition', oder 'Variarion' (beispielweise fur Tuberkulose, nach Diehl und von Verschuer) noch als 'Pravention' irn Sinne der geltenden medizinischen Ethik aufzufassen ware. Der Mensch hat seìn Handeln nicht nur anderen, sich aber auch gegeniiber selbst zu verantworten (nach Kant, darf er wohl die Menschheit in seiner Person nicht verletzen l). In die menschliche Keimbahn einzugreifen, bzw. einzudringen, betrifft nicht nur schon existierende Personen, sondern auch kommende Generationen: Kinder sollen nicht als Produkt ihrer Eltern, bzw. deren Aerzte, existieren, denn sie sind, nach del' Lehre der Romisch-Katholischen Kirche, VOl1 Gott geschaffen, und nicht als der Entwurf, bzw. das mehr oder weniger geglùckte Experiment anderer Menschen zu betrachten; jede zukunftige Generation muss biologisch selbst an der gegebenen Natur des Menschen ansetzen kònnen, und nicht an den Resultaten del' Manipulationen ihrer Vorfahren, Bis in die Gegenwart hin konnte das natiirliche Werden des Menschen, seine Hinnahme als schicksalhaft Gewordener, jedenfalls nicht technisch in Frage gestellt werden. Die Grenzen unseres Konnens haben uns vor dern Machen von Menschen bewahrt. Wenn diese natùrlichen Grenzen durch die weitere wissenschaftlich-technische Entwicklung entfallen sollten, dann mussten sie durch moralische Schranken unseres Wollens ersetzt werden. Der Kirche kategorisches Urteil ist jedenfalls gegen Versuche, we1che vorhaben wtìrden, das genetische Programm des Menschen nach Willkiìr kùnstlich zusamrnenzustellen, ebenso eindei tig die A bsage Menschen zu klonieren, d.h. willktìrlich identische Mehrlinge zu erzeugen. Und, wenn theoretiscn schon moglich auch wiìrde, allein gesunde Embryonen zu weiterer Entwicklung zu zulassen, bliebe jedoch die moralische Unzulassigkeit einer Embryoselektion in Vordcrgrund gestellt, so dass man eher eventuelle Risiken einer spateren spezifischen Therapie in Kauf auf sich nàhrne; als die vorzeitige pràventive Abtotung von menschlichen Embryonen, die sich uberdies als geistig auch hochbegabt (S. z.B. Newton, u.v.a.) dann entfalten di.irften. Die Notwendigkeit wird insbesondere betont, einern ja drohenden Misbrauch genetischer Techniken zu Zwecken der Menschenzi.ichtung schon im Vorfeld mit Rat und Tat entgegenzu wirken! BIBLIOGRAPHIE ANDERSON, W.F.: "Hurnan Gene Therapy: Scientific and Ethical Consideratìons", J.of Med. and Phyl. 10,275, 1985. ANGELI, R.R., ET AL.: "Chromosorne Abnorrnalities in Human Embryos after in vitro Fertilization", Nat. 303, 336, 1983. ARISTOTELES: "Metà tà Physikà", F.Schoning Verl., Padeborn, 1961. BAITSCH, H.: "Welche eugenische Massnahmen haben heute noch Sinn?", Heilkunst 6, 213, 1958. BARTELES, D.: "The Uses of in vitro Human Embryos: Can the Public Partecipate in Decision-Making", Serarch 14,9, 1983. BENDA, E.: "Dtìrfen wir alles was wir konnen? Legitimation u. Grenzen des wissenschaftl ichen Fortschritrs", Bielefeld 2, 12, 1985 (U nivers i uns vortrag). BENDA, E.: "Erprobung der Menschenwurde am Deispiel der Humangenetik", PoI. u. Zeitgesch., Das Parlament D3, 18, 1985. BERG, P., et AI.: "Potential Biohazards of Recornbinanr D, A Molecules", Science 185, 303, 1974. DLECHSCHMIDT, E.: "Die pranatalen Organsysteme des Menschen'', Hypp. VerI., Stutrg., 1973. BRANDIS, H.: Chancen u. Gefahren der Genìorschung", R.Oldenburg Verl., Miìnchen, 1980. BRESCH, c.; HAUSMANN, R.: "Klassische und molekulare Genetik", Springer Verl., 1972. BORK, R.: "Das Verfahren vor den Ethik-Kornmissionen der medizinischen Fachbereiche", Munster in Westphalen, 1984. BUNDESMINISTER FOR FORSCHUNG U.TECHNOLOGIE (Hrsg.): "Ethische und Rechtliche Probleme der Anwendung zeIlbiologischer u. gentechnischer Methoden arn Menschen", J.Schweitzer Verl., Mlinchen, 1984. DEUTSCH, E.: "Ethik-Kornmissionen f.medizinische Versuche am Menschen", Neue Juristische Wochenschr. 614, 1981. ElBACH, U.: "Werdendes Leben: eine eihische Orieruierung", Vandcnhocck & Ruprecht, Gòuingcn, 1983. ' EKESBO, 1.: "Ethical Problerns in Keeping and Breeding Farrn Animals'', in: Berg, K. & Traney, K.E. (Hrsg.): "Research Ethics", von LISS, AIJn R., New York, 1983. FLETCHER, l.: "Ethical Issues in an beyond Perspecrive Clinical Trials of Human Gcne Therapy", J. ofMed. and Phyl. 10,293,1985. GASSEN, H.G., er AI.: "Gentechnik", Fischer VerI. Stuttgart, 1985. GRIMM, T.: "Die Denkart der Humangenetik ist anders", Leserbrief zurn Artikcl von W.Storm, Kinderarzt 7, 12. 1588, 1984. GRONDEL, l.: "Ethik u. Hurnangenetik", in: SCHLOOT, W. (Hrsg.), "Moglichkeiten u. Grenzen der Hurnangen.", Frankfurt 219, 1984. HOECIIST, A.G.: "Die Spirale des Lebens: Brevier der Gentechnik", FrankfurtlM., N34, 1984. HOFMANN, H.: "Biotechnik, Gentherapie, Genmanipukuion: Wissenschuft in Rechtsfreien Raurn?", Juristenzeirung 253,1986. KATZ, H.: "Expcrimcntntion with Hurnanbeings", N.Y. 1972. KATZ ROTIIMANN, B.: "Frcic Entscheidung u. enge Grenzen", in: Arditi RT.. Duelli Klein R., Minden S. (Hrsg.): "Retortenmuuer. Frauen in dcn Labors der Menschenzuchtung", Rowohlt VerI. 1985. KOLLER, R., er Al.: "Die ungeklartcn Gcfahrcnpotemiale der Gcntechnologie'', J.Schweitzcr VerI. Munchen, 1)86. KORNBERG, A.: "DNA-Symltesis", Freernann & C, St. Francisco, 1974. LOW, R.: "Gentcchnologie: vom Kònnen zum Diirfen. Phylosophische Ùberlegungen", Die neue Ordn. 33, 176, 1984. LOW, R.: "Gen u. Ethik: Uberlegungen zurn Umgung mit meno chlichern Erbgut'', in: Kostowski, P. (Hrsg.): "Die Verfuhrung durch das Machbare'', Hirzel Verl., Munchen, 1983. MA YR, R.: "Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt", Spring. Verl., Berlin, 1984. NASS, G.: "Mutagenitatsprufung als Teil der Pràventivrnedizin", in: "Chcnue in unserer Zeit", 18,5, 1984. PENROSE, L.S.: "Genctik u. Geselìschaft'', Marburger Forurn Philippinurn, Wissenscbufu. Verlagsgesellsch, Stungart 1970. SAXTON, M.: "Was bedeuten die Reproduktionstechnclogie fur behinderte Menschen?, Retortenmutter. Frauen in den Labors der Menschenzììchtung", Rowohlt Verl., 1985. TESTA BAPPENIIEIM, L, et AI.: "Replicazione del DNA in Eterocromosorni normali e patologici", Turin 1969. TESfA BAPPENHE1M, L, et AI.: "Analysis of 17 Ketosteroids and Oestrogens in urinary Karaboliues as Confirmation of tbc Neuter Age of Child", Acta Anthropogen. I, 3, 1979. TESTA BAPPENHEIM, 1., cl Al.: "Biologisch-chemische Grundlagen in der Anthropologie", Anthropos X, 1982. TRUSCHEIT, E.: "Gentechnologie", Bayer Ber. LIT, 26,1984. TURNER, G.: "Grenzen der Forschungsfreiheir", Ztschr.f.Rechtspol. 172, 1986. VOLLMERT, B.: "Polymerchemi try", Springer Verl., New York 1973. VOLLMERT, B.: "Grundriss der Makromolekularen Chernie", Springer Verl., Heidelberg 1962; Vollmert Verl., Karlsruhe 1983. WEINBERG, S.: "Die ersren drei Minuten", Piper Verl., Mlinchn 1979. WINNACKER, E.L.; HOECHST, A.G.: "Gentechnologie", Landesb. Rheinl. Pfalz, 1984. WEISSAUER, H.: "Ethik-Kommissionen u. Recht", Munchen.Med.Wschr. 55, 1979. WINTER, G.: "Geruechnik als Rechtsproblem", D.V.B.I. 15,6, 1986. WUERMELING, H.B.: "Ethische Oberlegungen zur pranatalen Diagnostik", Kinderarzt 15, 12, 1984.

Genetische manipulationen im lichte der lehre der Romisch-Katholischen Kirche

PETRELLI, Fabio
1987-01-01

Abstract

GENETISCHE MANIPULATIONEN, Erkenntnisfortschritte in der Grundlagenforschung, insbesondere in der Molekularbiologie, fuhrten zur Entwicklung der Gentechnologie, iiber welche Risiken schon 1974 die Diskussion begann, v.a. nachdem Amerikanische Wissenschaftler (S. "Science", 185,303, 1974) darauf hingewiesen hatten, dazu rnit der Wahrnehmung, dass es hierbei um Probleme handele, die weltweit von Bedeutung sind. Heute sind wir der Ansicht, dass gcntechnische Eingriffe, sclbst als Therapie- Versuche in die menschliche Keimbahn, abzulehnen sind. Einem Missbrauch genetischcr Techniken insbesondere zu Zwecken der Menschenzuchtung ist schon im Vorfeld entgegenzuwirken. Bei Gentherapie handelt es sich um gezielt ausgefuhrte Veranderungen des menschlichen Erbgutes zur Korrektur von erblich bedingten Erkrankungen; unter dem Begriff von Gentherapie werden 2 Anwendungsbereiche unterschieden: 1) die Korrektur von genetischen Defekten in - nach Weissmanrr- sornatischen Korperzellen: Gentherapie; 2) die Korrektur von genetischen Defekten in - ebenso nach Weissmann - Zellen der Keimbahn: Keirnbahn-Gentherapie. Bei sornatischer Gentherapie werden Gene in Zellcn eines Gewebes, oder Organs, eines Menschen gezielt verandert; wie begreiflich, bleiben die Auswirkungen dieses Eingriffes aufs behandelte Individuurn begrenzt. Bei Keimbahn-Gentherapie schliesst die Korrektur auch solche Zellen mit ein, welche die genetische Information an die nachfolgende Generation weiterleiten. Ehe jedoch eine somatische Gentherapie erfolgreich, und v.a. risikofrei, in der Hurnan-Medizin eingesetzt werden durfte, rnussten zufriedenstellend Probleme noch gelost werden, folgende ins besondere: Wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, dass durch eine Integration Mutationen ausgelost - bzw. auch Gene am falschen Ort zur falschen Zeit aktiviert - werden kònnten; wie konnte es a priori ausgeschlossen werden, dass es hier nicht zu Funktionsstorungen kornrnt, bei rnòglich zuvielen Kopien des transferierten Gens, bzw. dass es Gene gabe, die in anderen als den adressierten Geweben abladen. Bei Keimbahnzellen kònnte das zu unabsehbaren konsequenzen fuhren. Bevor diese technischen Moglichkeiten, die sich heute abzeichnen, verwirklicht werden konnen, solI der Gesetzgeber der Anwendung allen diesen neuen Techniken einen spezifischen Rahmen setzen. Das solIte heissen: gesetzlich verbindliche Sicherheitsauflagen fur Forschung und Anwendungen, Massnahmen der staatlichen Forderung bestimmter Anwendungsfelder, Begleitung der Forschung durch Wirkungs- u. Risikoforschung, gesetzliche Vorkehrung in den Bereichen des Datenschutzes und des Haftungsrechtes, aber auch das Aufschieben einer bestimmten Anwendung der Gentechnologie im Freiland, und v.a. gesetzliches Verbo. gentechnischer Eingriffe in die Keimbahn des Menschen; und das nicht nur weil sie unmittelbar Interessierten betreffen, sondern auch und insbesondere weil sie oft bestimmte ethische Wertvorstellungen beruhren und sogar in Grundrechte eingreifen. Und nicht nur von der Rornisch-Katholischen Kirche allein wird namlich die brennende Sorge geaussert, dass den Menschen bei der Technologie die Fahigkeit zuwachse, selbst den Menschen nach dem Bilde des Menschen 'zùchten' su konnen. Zweifel an der ethische Legitirnitat der Anwendung einer Technologie werden nicht zuletzt geaussert, welche in die genetischen Grundlagen des Lebens selbst in einem bisher nìcht bekannten Ausmass eingreift, und sie nach rnenschlichen Wert- U. Zielvorstellungen verandert. Hinzu kommt es, dass ein technisch ausgereiftes System urn eine Keimbahnkorrektur zu erhalten, nur mit Hilfe von Experimenten rnit rnenschlicheri Embryonen (bei denen diese 'verbraucht' werden) geschaffen werden kònne; und uber eine Legitimitat solcher Experimente gibt es zwar keinen Konsens. Die Begriffe selbst der 'Therapie', bzw. 'Pravention' wiìrden ihre Konturen gròsstenteils ja verlieren, wenn wir uns iìberlegen und die Frage stellen mochten, ab wann eine 'Disposition' zur Erkrankung mehr als eine individulle 'Variante' zu betrachten sei; bzw. inwieweit eine pràventive gentechnische eventuelle Beseitigung solcher 'Disposition', oder 'Variarion' (beispielweise fur Tuberkulose, nach Diehl und von Verschuer) noch als 'Pravention' irn Sinne der geltenden medizinischen Ethik aufzufassen ware. Der Mensch hat seìn Handeln nicht nur anderen, sich aber auch gegeniiber selbst zu verantworten (nach Kant, darf er wohl die Menschheit in seiner Person nicht verletzen l). In die menschliche Keimbahn einzugreifen, bzw. einzudringen, betrifft nicht nur schon existierende Personen, sondern auch kommende Generationen: Kinder sollen nicht als Produkt ihrer Eltern, bzw. deren Aerzte, existieren, denn sie sind, nach del' Lehre der Romisch-Katholischen Kirche, VOl1 Gott geschaffen, und nicht als der Entwurf, bzw. das mehr oder weniger geglùckte Experiment anderer Menschen zu betrachten; jede zukunftige Generation muss biologisch selbst an der gegebenen Natur des Menschen ansetzen kònnen, und nicht an den Resultaten del' Manipulationen ihrer Vorfahren, Bis in die Gegenwart hin konnte das natiirliche Werden des Menschen, seine Hinnahme als schicksalhaft Gewordener, jedenfalls nicht technisch in Frage gestellt werden. Die Grenzen unseres Konnens haben uns vor dern Machen von Menschen bewahrt. Wenn diese natùrlichen Grenzen durch die weitere wissenschaftlich-technische Entwicklung entfallen sollten, dann mussten sie durch moralische Schranken unseres Wollens ersetzt werden. Der Kirche kategorisches Urteil ist jedenfalls gegen Versuche, we1che vorhaben wtìrden, das genetische Programm des Menschen nach Willkiìr kùnstlich zusamrnenzustellen, ebenso eindei tig die A bsage Menschen zu klonieren, d.h. willktìrlich identische Mehrlinge zu erzeugen. Und, wenn theoretiscn schon moglich auch wiìrde, allein gesunde Embryonen zu weiterer Entwicklung zu zulassen, bliebe jedoch die moralische Unzulassigkeit einer Embryoselektion in Vordcrgrund gestellt, so dass man eher eventuelle Risiken einer spateren spezifischen Therapie in Kauf auf sich nàhrne; als die vorzeitige pràventive Abtotung von menschlichen Embryonen, die sich uberdies als geistig auch hochbegabt (S. z.B. Newton, u.v.a.) dann entfalten di.irften. Die Notwendigkeit wird insbesondere betont, einern ja drohenden Misbrauch genetischer Techniken zu Zwecken der Menschenzi.ichtung schon im Vorfeld mit Rat und Tat entgegenzu wirken! BIBLIOGRAPHIE ANDERSON, W.F.: "Hurnan Gene Therapy: Scientific and Ethical Consideratìons", J.of Med. and Phyl. 10,275, 1985. ANGELI, R.R., ET AL.: "Chromosorne Abnorrnalities in Human Embryos after in vitro Fertilization", Nat. 303, 336, 1983. ARISTOTELES: "Metà tà Physikà", F.Schoning Verl., Padeborn, 1961. BAITSCH, H.: "Welche eugenische Massnahmen haben heute noch Sinn?", Heilkunst 6, 213, 1958. BARTELES, D.: "The Uses of in vitro Human Embryos: Can the Public Partecipate in Decision-Making", Serarch 14,9, 1983. BENDA, E.: "Dtìrfen wir alles was wir konnen? Legitimation u. Grenzen des wissenschaftl ichen Fortschritrs", Bielefeld 2, 12, 1985 (U nivers i uns vortrag). BENDA, E.: "Erprobung der Menschenwurde am Deispiel der Humangenetik", PoI. u. Zeitgesch., Das Parlament D3, 18, 1985. BERG, P., et AI.: "Potential Biohazards of Recornbinanr D, A Molecules", Science 185, 303, 1974. DLECHSCHMIDT, E.: "Die pranatalen Organsysteme des Menschen'', Hypp. VerI., Stutrg., 1973. BRANDIS, H.: Chancen u. Gefahren der Genìorschung", R.Oldenburg Verl., Miìnchen, 1980. BRESCH, c.; HAUSMANN, R.: "Klassische und molekulare Genetik", Springer Verl., 1972. BORK, R.: "Das Verfahren vor den Ethik-Kornmissionen der medizinischen Fachbereiche", Munster in Westphalen, 1984. BUNDESMINISTER FOR FORSCHUNG U.TECHNOLOGIE (Hrsg.): "Ethische und Rechtliche Probleme der Anwendung zeIlbiologischer u. gentechnischer Methoden arn Menschen", J.Schweitzer Verl., Mlinchen, 1984. DEUTSCH, E.: "Ethik-Kornmissionen f.medizinische Versuche am Menschen", Neue Juristische Wochenschr. 614, 1981. ElBACH, U.: "Werdendes Leben: eine eihische Orieruierung", Vandcnhocck & Ruprecht, Gòuingcn, 1983. ' EKESBO, 1.: "Ethical Problerns in Keeping and Breeding Farrn Animals'', in: Berg, K. & Traney, K.E. (Hrsg.): "Research Ethics", von LISS, AIJn R., New York, 1983. FLETCHER, l.: "Ethical Issues in an beyond Perspecrive Clinical Trials of Human Gcne Therapy", J. ofMed. and Phyl. 10,293,1985. GASSEN, H.G., er AI.: "Gentechnik", Fischer VerI. Stuttgart, 1985. GRIMM, T.: "Die Denkart der Humangenetik ist anders", Leserbrief zurn Artikcl von W.Storm, Kinderarzt 7, 12. 1588, 1984. GRONDEL, l.: "Ethik u. Hurnangenetik", in: SCHLOOT, W. (Hrsg.), "Moglichkeiten u. Grenzen der Hurnangen.", Frankfurt 219, 1984. HOECIIST, A.G.: "Die Spirale des Lebens: Brevier der Gentechnik", FrankfurtlM., N34, 1984. HOFMANN, H.: "Biotechnik, Gentherapie, Genmanipukuion: Wissenschuft in Rechtsfreien Raurn?", Juristenzeirung 253,1986. KATZ, H.: "Expcrimcntntion with Hurnanbeings", N.Y. 1972. KATZ ROTIIMANN, B.: "Frcic Entscheidung u. enge Grenzen", in: Arditi RT.. Duelli Klein R., Minden S. (Hrsg.): "Retortenmuuer. Frauen in dcn Labors der Menschenzuchtung", Rowohlt VerI. 1985. KOLLER, R., er Al.: "Die ungeklartcn Gcfahrcnpotemiale der Gcntechnologie'', J.Schweitzcr VerI. Munchen, 1)86. KORNBERG, A.: "DNA-Symltesis", Freernann & C, St. Francisco, 1974. LOW, R.: "Gentcchnologie: vom Kònnen zum Diirfen. Phylosophische Ùberlegungen", Die neue Ordn. 33, 176, 1984. LOW, R.: "Gen u. Ethik: Uberlegungen zurn Umgung mit meno chlichern Erbgut'', in: Kostowski, P. (Hrsg.): "Die Verfuhrung durch das Machbare'', Hirzel Verl., Munchen, 1983. MA YR, R.: "Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt", Spring. Verl., Berlin, 1984. NASS, G.: "Mutagenitatsprufung als Teil der Pràventivrnedizin", in: "Chcnue in unserer Zeit", 18,5, 1984. PENROSE, L.S.: "Genctik u. Geselìschaft'', Marburger Forurn Philippinurn, Wissenscbufu. Verlagsgesellsch, Stungart 1970. SAXTON, M.: "Was bedeuten die Reproduktionstechnclogie fur behinderte Menschen?, Retortenmutter. Frauen in den Labors der Menschenzììchtung", Rowohlt Verl., 1985. TESTA BAPPENIIEIM, L, et AI.: "Replicazione del DNA in Eterocromosorni normali e patologici", Turin 1969. TESfA BAPPENHE1M, L, et AI.: "Analysis of 17 Ketosteroids and Oestrogens in urinary Karaboliues as Confirmation of tbc Neuter Age of Child", Acta Anthropogen. I, 3, 1979. TESTA BAPPENHEIM, 1., cl Al.: "Biologisch-chemische Grundlagen in der Anthropologie", Anthropos X, 1982. TRUSCHEIT, E.: "Gentechnologie", Bayer Ber. LIT, 26,1984. TURNER, G.: "Grenzen der Forschungsfreiheir", Ztschr.f.Rechtspol. 172, 1986. VOLLMERT, B.: "Polymerchemi try", Springer Verl., New York 1973. VOLLMERT, B.: "Grundriss der Makromolekularen Chernie", Springer Verl., Heidelberg 1962; Vollmert Verl., Karlsruhe 1983. WEINBERG, S.: "Die ersren drei Minuten", Piper Verl., Mlinchn 1979. WINNACKER, E.L.; HOECHST, A.G.: "Gentechnologie", Landesb. Rheinl. Pfalz, 1984. WEISSAUER, H.: "Ethik-Kommissionen u. Recht", Munchen.Med.Wschr. 55, 1979. WINTER, G.: "Geruechnik als Rechtsproblem", D.V.B.I. 15,6, 1986. WUERMELING, H.B.: "Ethische Oberlegungen zur pranatalen Diagnostik", Kinderarzt 15, 12, 1984.
1987
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